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Unter der Radhose bin ich nackt!

Wolfgang Fasching - © Manuel Hausdorfer

Beim Radfahren ist das richtige Equipment enorm wichtig, damit der Spaß nicht auf der Strecke bleibt. J-Athlete & Extremsportler Wolfgang Fasching verrät worauf man beim Rad Equipment achten muss. 8x nahm er am Race Across America (RAAM) teil und hat dieses auch dreimal gewonnen. Wolfgang weiß, wie kein anderer, worauf es ankommt. Wir wünschen euch viel Spaß beim Biken.

Das richtige Fahrrad

Ein Fahrrad muss in erster Linie zu dir passen. Dabei ist das Wichtigste die Geometrie, also die Rahmenform und die Größe, die Höhe des Sitzes und der Lenkradstange, die Lenkerbreite und vieles mehr.

„Der Spaß beginnt dann, wenn ich mich auf meinem Fahrrad wohlfühle!“

Das alles wirst du nicht im Internet angepasst bekommen. Darum ist mein wichtigster Tipp: Kauf dein Rad im Fachgeschäft und auf keinen Fall online. Alles, was du dir online eventuell sparst, kostet dich am Ende Spaß und Wohlbefinden am Bike. Im Radshop wird alles exakt vermessen und du bekommst kompetente Antworten auf deine Fragen.

Bevor du dich auf den Weg in einen Radshop machst, solltest du dir allerdings unbedingt überlegen, auf welchem Terrain du dich bewegen willst und mit welchem Ziel du den Radsport betreiben möchtest. Außerdem solltest du folgende grundsätzliche Regeln bei der Auswahl deines Bikes beachten:

  • Bremsen: Ob Mountainbike oder Rennrad mit Scheibenbremsen liegst du immer richtig. Scheibenbremsen haben durch ihre höhere Flächenpressung bei Nässe eine bessere Bremsleistung und die Bremsbeläge sind sehr beständig.
  • Rahmen-Material: Ein Rahmen aus Carbon ist die Königsklasse. Es ist die bestmögliche Kombination aus Gewicht und Robustheit. Wenn dir das zu teuer ist, empfehle ich ein Fahrrad mit einem Alurahmen.
  • Gangschaltung: Die Gangschaltung muss auf den Zweck abgestimmt werden. Die Art der Bedienung sollte nach den eigenen Vorlieben gewählt werden. Probiere einfach die unterschiedlichen Bedienungsarten aus und schaue, mit welcher du dich am wohlsten fühlst.
  • Reifenbreite: Wähle lieber einen etwas breiteren Reifen, dafür mit etwas weniger Luft. Bei einem Rennrad beispielsweise empfiehlt sich ein Reifen mit einer Breite zwischen 23 und 25 mm.
  • Sattel: Die Wahl des richtigen Sattels kann zur Wissenschaft werden. Anfänger sollten auf keinen Fall einen Rennsattel nehmen. Ein Sattel sollte weder zu hart noch zu weich sein, hier musst du auf alle Fälle ausprobieren was für dich am besten ist.

Was soll ein gutes Rad kosten? Die Preisrange und die Produktauswahl sind sehr groß und man kann sich sehr schnell verlaufen. AnfängerInnen empfehle ich nicht sofort zum High-End Rad zu greifen, sondern ein solides Bike zu wählen, dass alles Nötige mit bringt. Ein ordentliches Einstiegs-Rennrad beispielsweise sollte nicht mehr als 2500 € kosten.

Wolfgang Fasching - © Manuel Hausdorfer

Die Radbekleidung

Die Bedeutung der Radbekleidung wird leider sehr häufig unterschätzt. Gerade bei längeren Radtouren ist es wichtig, dass man bequeme und funktionelle Bekleidung trägt.

„Unter der Radhose bin ich nackt!“

Beginnend bei der Hose zahlt es sich aus nicht das günstigste Produkt zu wählen und darauf zu achten, dass ein weicher Kunststoffeinsatz eingenäht ist. Dein Hintern wird es dir danken! Überraschend viele Menschen glauben, dass man unter einer Radhose auch Unterhose trägt. ABER dadurch kann es zu Reibung kommen und man schwitzt viel mehr. Daher sollte man keine Unterhose unter der Radhose tragen.

Übrigens: Das Gesäß ist ein Muskel und der gehört auch trainiert. Solltest du öfters beim Radfahren Schmerzen im Hinterteil haben, ist das ein Hinweis, dass du dein Gesäß besser auf die Belastung vorbereiten musst. Daher ist es gerade für AnfängerInnen wichtig, dass mit kürzeren, gemütlichen Touren beginnen und langsam steigern.

Auch die Fahrradhandschuhe sind von großer Bedeutung. Auch hier gilt die Regel, umso länger die Fahrt desto wichtiger sind deine Handschuhe. Sie entlasten die Handballen und sollte es zu einem Sturz kommen, schützen die Handschuhe beim Abstützen die Handflächen. Die Finger sollten grundsätzlich frei sein. Nur Downhill Mountainbiker oder im Winter solltest du Handschuhe nehmen, die die Finger einschließen.

Wolfgang Fasching - © Manuel Hausdorfer

Beim Unterhemd solltest du ein eng anliegendes und luftdurchlässiges Produkt verwenden. So ist eine gute Schweißaufnahme und schnelles Trocknen gewährleistet. Kleide dich immer etwas wärmer als du denkst, damit du beim Fahren nicht frierst. Oft unterschätzt man den Fahrtwind und äußere Bedingungen. Kleidung mit zippbaren Ärmlingen und Beinlingen, sind hier sehr empfehlenswert, um auf ändernde Bedingungen sofort reagieren zu können. Dein Fahrrad-Trikot sollte dementsprechend über Taschen verfügen, denn so kannst du Kleidung, die du aktuell nicht trägst, verstauen. Außerdem gehören unbedingt auch ein Energieriegel, Müsliriegel oder eine Banane als Energiereserve in deine Taschen.

Die Rad-Schuhe

Pedale mit Clips und entsprechende Schuhe empfehle ich auf alle Fälle. Die Kraftübertragung ist dadurch optimal und du wirst viel mehr Spaß beim Biken haben.

„Es haut jeden einmal her! Das ist ganz normal.“

Achtung: Wenn du langsam fährst, Absteigen möchtest, eine ganz enge Kurve fährst oder umdrehst, ist es grundsätzlich besser, wenn du deine Schuhe aus den Clips löst. So kannst du gefahrenlos vom Rad absteigen. Wenn man das vergisst, kippt man unweigerlich um! Aber keine Sorge: Es haut jeden einmal her. Das ist ganz normal. Aber man merkt es sich danach auf alle Fälle!

Wolfgang Fasching Radunfall

Der Helm

Der Helm ist das absolut Wichtigste für deine Sicherheit. Er muss selbstverständlich der Norm entsprechen und richtig sitzen. Viele sind schlampig und lassen die Kinnriemen zu locker. Hier muss alles fest sitzen, sonst endet das bei einem Sturz fatal. Wenn du oft morgens oder in der Dämmerung fährst, empfehle ich ein Netz im Innenhelm, um Insekten abzuhalten.

Das Mini Toolkit

Als Radfahrer musst du immer ein Mini Toolkit mit dabei haben. Darin sollten unbedingt eine Luftpatrone, Montagehebel und ein Reserveschlauch enthalten sein.

„Jeder, der Fahrrad fährt, sollte in der Lage sein, kleine Reparaturen selbst zu machen!“

Denn eine Reifenpanne sollte man unbedingt selbst beheben können. Das ist wie ein Erste-Hilfe-Kurs! Ich empfehle zu Hause in Ruhe einen Reifenwechsel auszuprobieren, damit du im Falle des Falles gewappnet bist. Natürlich muss vor und nach jeder Fahrt eine kurze Sichtkontrolle am Rad, vor allem bei den Reifen, durchgeführt werden.

Der Pulsmesser

Ein Pulsmesser macht durchaus Sinn. Ihr könnt damit euren Belastungsbereich prüfen und anpassen. Dies setzt aber einen sportlichen Leistungstest voraus, den ich unabhängig davon unbedingt empfehlen würde. Achtung: Pulswerte lassen sich nicht vergleichen, denn jeder Körper ist anders!

Die Sonnenbrille

Last but not least ist eine gute Sonnenbrille ein ständiger Wegbegleiter auf Radtouren. Eine gute Radbrille muss sowohl auf der Nase als auch auf den Ohren gut sitzen und darf nicht drücken, auch dann nicht, wenn man einen Helm trägt! Zusätzlich empfehle ich eine Brille mit rückflächenentspiegelten Gläsern, um störende Sonnenstrahlen von hinten zu absorbieren und eine gute Durchlüftung bzw. eine Anti-Beschlag Beschichtung, um das Anlaufen bei ändernden Wetterbedingungen zu minimieren. All diese Features habe ich in meine eigene Signatur-Brille von J. Athletics, die Victory, gepackt.

Wolfgang Fasching

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